CSD Trier 2012: Im besten Alter

Am 16. Juni 2012 fand der CSD zum zehnten Mal in Trier statt. Unter dem Motto „Im besten Alter“ wurde die Lebenssituation von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen im Alter unter die Lupe genommen. Während die Regenbogenfahne am Montag noch bei halbwegs schönen Wetter gehisst wurde, fiel das Straßenfest regelrecht ins Wasser. Doch trotz strömenden Regens war der Christopher Street Day gut besucht und vor dem Stand der LINKEN waren ständig interessierte Menschen, die mit uns über Gleichstellungspolitik debattierten. Die Infomaterialien am Stand waren heiß begehrt, selbst Mitglieder anderer Parteien nahmen sich einen Radiergummi mit, auf dem der freche Spruch zu lesen war: „DIE LINKE. QUEER gibt Gummi!“

Trotz andauerndem Regengüssen besuchten mehr als 500 Menschen das Straßenfest des CSDs. Wurde im vergangenen Jahr noch das Thema ‚Regenbogenfamilien‘ und ‚Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften‘ heiß diskutiert, wendete man sich in diesem Jahr einem nicht weniger brisanten Thema zu: Homosexualität und Alter. Während zumeist beim Christopher Street Day LGBT-Rechte zwischen Gleichberechtigung und schulischer Aufklärung im Mittelpunkt stehen, wird eine Personengruppe meist vernachlässigt: Auch Menschen über 60 können lesbisch, schwul, bi oder transsexuell sein. Wie ist ihre Lebenssituation, fragte sich der Trierer CSD.

„Wir gehen viel zu ignorant mit anderen Lebensweisen um. Wir haben zu viele Stereotypen im Kopf. Während für uns der typische Schwule der gut gestylte Mittzwanziger ist und die Lesbe eine kurzhaarige Anfangsdreißigerin, vergessen wir, dass Menschen in allen Altersstufen bi, lesbisch, schwul oder transsexuell sein können. Wenn wir an Senioren im Altersheim denken, sind diese doch für uns alle gleich heterosexuell. Doch auch im Alter hat man das Recht seine Sexualität auszuleben. Wir führen im Moment in Deutschland eine Diskussion wie Senioren- und Rentenpolitik in Zukunft aussehen soll. DIE LINKE wird sich vehement dafür einsetzen, dass man in Deutschland in Würde und sozial abgesichert alt werden kann. Dazu wird es auch ganz wichtig sein, die Situation von anderen Lebensweisen in den Blick zu nehmen. Gerade hier muss ein spezifisches Angebot für LGBT geschaffen werden. Die bisherigen Angebote wie Wohnprojekte, ambulante Pflegedienste für Schwule und Lesben müssen ausgebaut werden. Auch Aufklärung ist hier notwendig.“ fordert die Bundestagsabgeordnete Katrin Werner (DIE LINKE).

„Der Christopher Street Day ist nach einer New Yorker Straße benannt, in der sich die Schwulen-Bar Stonewall Inn befand. Nach vermehrten Razzien und gewalttätigen Übergriffen der Polizei auf Homosexuelle, wehrten sich diese am 28. Juni 1969 gegen die Repressionen. Dieser Befreiungsschlag für mehr Emanzipation wird seitdem als schwul-lesbischer Gedenktag gefeiert. Doch bedenkt man, dass die Helden des 28. Juni 1969 mindestens 30 Jahre waren, gehören sie heute schon zu den Senioren. Die Demonstranten der Christopher-Street haben für die Einhaltung der Menschenrechte gekämpft. Sie haben für die Freiheit und Gleichberechtigung gestritten, dass andere Lebensweisen und Sexualitäten nicht ausgegrenzt werden. 32 Jahre nach Stonewall muss ihr Erbe weitergetragen werden. Niemand darf auf Grund von Alter, Sexualität und Geschlecht diskriminiert werden. Dies ist eine politische Herausforderung, die sich DIE LINKE stellt.“ erklärt Marc-Bernhard Gleißner, stellvertretende Vorsitzende der LINKE in Trier-Saarburg.